DIE POSTBEAMTIN
ANNsicht N°5 - November 2022
Als ich kürzlich in der Post anstand, um ein Paket abzugeben, musste ich an eine Geschichte in einem Düsseldorfer Postamt denken. Und damals habe ich mich immer wieder gefragt, wofür ich diese Geschichte erleben sollte. Oder auch: Was durfte ich von der Postbeamtin lernen, was hat sie mir gespiegelt?
EIN SPONTAN-GESCHENK-PÄCKCHEN für eine Freundin sollte noch am selben Tag verschickt werden. Ich war gehetzt, es fehlte Einpackpapier, Geschenkband und auf die Schnelle musste ein Notizzettel für ein paar Zeilen herhalten. Ich fand noch einen gebrauchten Umschlag, der nicht mehr zuzukleben war und bin zur Post gerannt, um eine Brieftaube loszuschicken.
Das erste Postamt hatte geschlossen, also blieb mir nur noch das Postamt am Hauptbahnhof. Keine Warteschlange und nur zwei Minuten später stand ich vor der Postbeamtin.
Geben sie mir bitte einen Adressaufkleber
Ja
Das klappt ja alles wie am Schnürchen – noch schnell zukleben und fertig!
Würden sie noch bitte den Umschlag zukleben?
Ich habe kein Klebeband.
Tesafilm – irgendwas haben sie vielleicht?
Ich habe kein Tesafilm.
Sie haben in der ganzen Post kein Klebeband für das Päckchen?
Nein.
Ich zeigte auf das braune Klebeband neben ihr.
Nehmen sie doch dieses braune Klebeband für Pakete.
Es ist uns untersagt, Material herauszugeben. Dort drüben im Fach können sie sich eine Rolle Klebeband kaufen.
Ich möchte keine Rolle Klebeband für nur 20 cm kaufen – fragen sie doch mal bitte ihre Kollegin, ob sie Klebeband hat.
Meine Kollegin hat auch nichts.
Ok – wenn es in ihrer Post kein Klebeband für mich gibt, dann nehmen sie den Tacker vor sich und verschließen damit den Umschlag.
Das darf ich nicht.
Das dürfen sie nicht?
Nein, an den Klammern könnte sich jemand verletzen – aber kaufen sie doch eine Kleberolle dort drüben im Regal.
Hab ich gerade auf die Wiederholungstaste gedrückt? Befinde ich mich in einem Loriot-Streifen? Oder sichte ich gleich die versteckte Kamera?
Ich sagte ja schon, dass ich kein Klebeband kaufen möchte.
Tut mir leid, dann kann ich ihnen auch nicht helfen.
Schauen sie, ich benötige nicht ihre Hilfe, bloß einen kleinen, braunen oder auch durchsichtigen Klebestreifen für diesen Umschlag!
Ich erinnere mich, wie ich in zwei große leere Augen sah, nicht ein Hauch von Bewegung war zu erkennen.
ES IST DIESER EINE MOMENT, IN DEM WEICHEN GESTELLT WERDEN, denn es gibt viele Möglichkeiten von Reaktionen: explodieren, beleidigen, wutentbrannt heulen, lachen, … die Emotionspalette ist riesig.
Und dann ist da noch die Möglichkeit des Innehaltens und die momentane Situation wie eine Filmszene zu beobachten. Anders ausgedrückt: mein eigener Beobachter sein, die lebendige Emotion in mir wahrnehmen, erleben und dann: Atmen!
EIN PAAR TIEFE ATEMZÜGE und auf wundervolle Weise löste sich etwas in mir. Dieses „etwas“, das sich eben noch wie ein schwerer, klebriger Kloß im Brustraum angefühlt hat, waren unaufgelöste Emotionen, gespeichert in jeder meiner Zellen. Das besondere Verhalten der Postbeamtin hat genau diese alten Emotionen in mir getriggert und so ergab sich die Gelegenheit, ein altes Progamm in mir zu erleben und in mir aufzulösen. Liebe Postbeamtin, für dieses Erlebnis mit ihnen bin ich sehr dankbar!
Mit einem tiefen Atemzug & Herzensgrüßen wünsche ich einen lichtvollen Tag,
Deine Ann
Bring die Botschaft in die Welt
Wenn Dich meine ANNsicht inspiriert hat und Du sie mit jemandem teilen möchtest, dann empfehle meinen Blog gerne weiter und bring‘ meine Herzensbotschaften in die Welt!
Ideen, die bewegen, Bewegungen, die verändern, Veränderungen, die transformieren: aus der alten… in die neue Zeit.
Ich danke Dir!
Das ist vielleicht auch spannend für dich